Marrakesch empfängt uns…

Marrakesch Djemma El FnaSchon die Bushaltestelle vor der gewaltigen Stadtmauer ist eine Zumutung: Pfützen überschwemmen das schlammige Erdreich. Ein Hotel ist weit und breit nicht zu sehen. Wir schultern unsere Rucksäcke und tapsen hurtig durch das riesige Tor.
Eine neue Welt. Ein Gewirr von Gassen, um sich in ihnen zu verlieren. Dschellaba-Träger im Wirbel herabfallender Schneeflocken wirken auf mich so echt wie eine Fata Morgana.  

Marrakesch Djema El Fna

Ein ständiges Gewusel auf dem Hauptplatz von Marrakesch, dem Djemaa-el-Fna

Aber nichts scheint meine Sinne so zu schärfen, den Kontrast zu allen bisher gesehenen Kulturen so klar auszudrücken wie die großen Gebäude mit ihren grün lasierten Ziegeldächern. Feucht und halluzinatorisch schimmern sie in der Winterluft, architektonische Wahrzeichen, dass wir am Ende der Welt angelangt sind.
Knatternde Zweiräder drängen uns an den Rand der Gassen, die wir ziellos durchwandern. Kein Hotelschild verheißt uns eine Bleibe für die Nacht. Silvia schlägt vor, zunächst einen Kaffee zu trinken. Im Café ein Gedrängel aus Einheimischen, allesamt Männer. Sie trinken den typischen thé à la mente, den aromatisch aus Gläschen duftenden Pfefferminztee, und scheinen an diesem Werktag alle Zeit dieser Welt zu haben. Silvia ergattert für uns zwei café au lait und für mich einen grünen Kuchen, so süß wie Zucker pur.

Marokko 1001Nacht Marokko SoukMisstrauisch beäuge ich die Vielzahl der Häkelkappen-Träger. Der Eindruck eines unerwarteten marokkanischen Winters mischt sich in mir mit dem Gefühl, einer unüberschaubaren, bedrohlichen Männergemeinschaft ausgeliefert zu sein. Sind die Muftis in den Kapuzenmänteln nicht allesamt Halsabschneider und Diebe? Kein anderer Ort der Welt hat je ein stärkeres Gefühl der Entfremdung in mir heraufbeschworen.

Wasserverkäufer sind auf allen Märkten anzutreffen.

Wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen wir nach einem Hotel im Knäuel der Medina. Angesprochene Passanten schütteln ahnungslos den Kopf. Schließlich nehmen wir das Angebot eines Taxifahrers an, uns in die nouvelle cité zu kutschieren. Das erste von ihm angesteuerte Hotel ist voll belegt. Silvia zückt die Kopie, die Marie ihr aus einem schwulen Marrakesch-Reiseführer gemacht hat. Das Hotel des Voyageurs findet dort eine lobende Erwähnung. Der Tipp erweist sich als Glücksgriff. Die Kopftuch bewehrte Mittvierzigerin an der Rezeption vor den üppig gemusterten Kacheln strahlt eine resolute Gastfreundschaft aus, die sich noch verstärkt, als wir die im voraus fällige Zimmermiete mit Trinkgeld aufpeppen.

Im Gerberviertel

Madame ist so freundlich, uns über den Flur, dessen Fenster den Blick auf einen Garten freigeben, zu unserem Zimmer zu führen. Das hohe dunkle Gemach befriedigt unsere Bedürfnisse auf einen Schlag: ein hölzernes Doppelbett, Tisch und Schrank, Dusche und WC. Eine Kugellampe an der Decke spendet mattes, gelbliches Licht. Silvia duscht zuerst und verbraucht das warme Wasser. Der kalte Guss, der auf mich herabstürzt, scheint direkt von den eisigen Hängen des Hohen Atlas zu kommen. Schüttelfrost lässt mich zittern. Ich werfe mich ins Bett an Silvias wärmenden nackten Körper. Wir umarmen uns, wir riechen aufregend frisch und prickelnd. Wir rollen uns unter der Bettdecke in der Mitte der durchgelegenen Matratze zusammen und beschmusen uns heftig. Silvia führt mein steifes Glied in ihre Scheide ein und empfängt meine wilden Stöße, während wir uns einander drückend umschlungen halten. Der gemeinsame Höhepunkt scheint uns im selben Moment in Stücke zu reißen und wieder zusammenzufügen.

Im Gerberviertel

Marrakesch hat uns nicht nur empfangen. Seine raue Exotik hat gleich am ersten Tag unsere Haut durchdrungen und den Eros geweckt.

Infos:
www.visitmorocco.com

Fotos:
Elke Backert
Sven Stern

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